
Berufsunfähigkeitsversicherung – wichtige Absicherung der Arbeitskraft
Bei der Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) handelt es sich um eine besonders umfassende Form des Einkommensschutzes. Sie kommt immer dann zum Zuge, wenn der Krankenversicherungsschutz, also in diesem Fall das gesetzliche Krankengeld oder gegebenenfalls die private Krankentagegeldversicherung, zeitlich ausläuft. Dies widerfährt den meisten Menschen, die nach langer Krankheit berufsunfähig werden. In Deutschland werden immerhin fast 20 Prozent der Arbeitnehmer wegen schwerer, chronischer Erkrankungen oder Unfälle ganz oder teilweise berufsunfähig. Menschen mit einer psychischen Vorerkrankung trifft es auffallend häufig.
Wann bekommt man eine Berufsunfähigkeitsrente?
Unabhängig von der verursachenden Krankheit wird hiermit im Grunde genommen der Beruf beziehungsweise der Wegfall der Ausübung des Berufs abgesichert. Zu Zahlungen durch den Versicherer kommt es meistens schon dann, wenn ein Arzt eine mindestens 50-prozentige Berufsunfähigkeit bescheinigt, die voraussichtlich länger als sechs Monate bestehen wird.
Wie bestimmt sich die Höhe der Berufsunfähigkeitsrente?
Die Höhe der monatlichen Invaliditätsrente wird im Vorfeld im Rahmen der Police vereinbart. Das monatliche Einkommen durch den zuvor ausgeübten Beruf spielt dabei keine Rolle. Wichtig ist natürlich, dass die BU am Ende die Lebenshaltungskosten abdecken kann. Dazu betrachte man zunächst einmal seine monatlichen Fixkosten für:
- Miete
- Eventuelle Fahrzeugkosten plus Kraftstoff
- Lebensmittel, Medikamente und Bekleidung
- Sämtliche Versicherungsprämien und die Altersvorsorge
- Mögliche monatliche Zahlungen zum Beispiel an den Ex-Partner oder Kinder
Einigermaßen auf der sicheren Seite befindet man sich, wenn die Versicherungssumme auf circa 80 Prozent des Haushaltseinkommens (netto) angesetzt wird.
Was kostet eine Berufsunfähigkeitsversicherung?
Die Höhe der Prämien ergibt sich aus diesen vier Steuerparametern:
- Höhe der vereinbarten Berufsunfähigkeitsrente
- Zeitraum bis zum Ende der Berufstätigkeit
- Gesundheitszustand zum Zeitpunkt des Versicherungsabschlusses (Gesundheitscheck erforderlich)
- Berufssparte
Der letzte Punkt erscheint hier, weil den verschiedenen Berufssparten ganz unterschiedliche Unfallrisiken innewohnen. Dazu ein Beispiel: Der 35-jährige Bauarbeiter schließt eine BU so ab, dass seine Berufsunfähigkeitsrente 1.500 Euro betragen soll, und muss dafür bis zu 400 Euro Prämie pro Monat bezahlen. Der Verwaltungsmitarbeiter am Schreibtisch muss maximal 150 Euro für die gleiche Versicherungsleistung berappen.
Alternativen zur Berufsunfähigkeitsversicherung
Die eigene Arbeitsfähigkeit kann neben der BU durch eine Grundfähigkeitsversicherung* oder Berufsunfähigkeitsrentenversicherung abgesichert werden. Darüber hinaus gibt es noch die Dread Disease Versicherung, die beim Eintritt einer schweren Erkrankung greift.
* Diese Art der Versicherung zahlt eine Rente beim Verlust von Grundfähigkeiten wie Sprechen, Hören oder Gehen.
Rechtsschutzversicherung
Hierbei handelt es sich um eine durchaus wichtige Erweiterung der BU, denn nicht selten kommt es zu komplizierten Situationen, in denen Ansprüche an die Berufsunfähigkeitsversicherung erst einmal rechtlich geklärt und durchgesetzt werden müssen. Dies gelingt aber nur, wenn die gewählte Rechtsschutzversicherung explizit auch Rechtsstreitigkeiten mit Versicherungsgesellschaften im Portfolio hat, das ist nicht selbstverständlich.
Meistens werden folgende Streitigkeiten durch die Rechtsschutzversicherung abgedeckt:
- Höhe der Leistungen einer Versicherungsgesellschaft
- Bedingungen von Versicherungsleistungen und Zeitpunkt der Auszahlung
- Ansprüche aus einer BU von Dritten
Dread Disease Versicherung
Ähnlich einer Lebensversicherung tritt die Dread Disease Versicherung dann ein, wenn eine sehr ernste, folgenschwere Erkrankung diagnostiziert wurde. Dabei kommt in der Regel ein größerer Einmalbetrag zur Auszahlung, und zwar unabhängig davon, ob der Versicherte noch arbeiten kann oder nicht.
Erwerbsunfähigkeitsversicherung
Eine Rente über diese Versicherung erhalten Versicherte, die weniger als drei Stunden pro Tag arbeiten können, und zwar unabhängig von der Tätigkeit. Die Erwerbsunfähigkeitsversicherung bietet sich für diejenigen an, die keine BU abschließen können, zum Beispiel weil dafür die Prämien zu hoch ausfallen würden. Wer in einem risikoreichen Beruf arbeitet, kann in der Tat eine BU kaum bezahlen, hätte aber mit einer Erwerbsunfähigkeitsversicherung zumindest einen erschwinglichen Basisschutz.
Die Prämien für die Erwerbsunfähigkeitsversicherung fallen deshalb etwas günstiger aus, weil hier die körperliche oder geistige Einschränkung alle Tätigkeiten betreffen muss, was seltener der Fall ist als die Unfähigkeit, lediglich einen bestimmten Beruf ausüben zu können, wie es in der Berufsunfähigkeitsversicherung festgelegt ist. Auch dazu sei ein Beispiel angeführt:
Der 30-jährige Architekt würde für seine Erwerbsunfähigkeitsversicherung maximal 50 Euro Prämie pro Monat bezahlen, um im Falle der oben definierten Erwerbsunfähigkeit eine Rente von 1.000 Euro zu erhalten.
Grundfähigkeitsversicherung
Die Wahrscheinlichkeit dafür, dass diese Form der Versicherung in Anspruch genommen wird, ist glücklicherweise nicht sehr hoch, denn hierbei geht es um den Verlust elementarer Fähigkeiten wie das Sehen oder Sprechen, der Gebrauch der Hände, das Treppensteigen aber auch das Autofahren. Ein Erblindeter könnte zum Beispiel noch als Masseur arbeiten. Dennoch wird seine Invaliditätsrente nicht gekürzt, wie es bei der BU der Fall wäre.
Wenn ein 35-Jähriger eine Monatsrente von 1000 Euro vereinbart, zahlt er für die Grundfähigkeitsversicherung nur circa 30 Euro Prämie pro Monat.