Studie belegt: Mangelhafte Kenntnisse beim Thema Berufsunfähigkeitsversicherung
Eine Studie der Hannoverschen Leben kam kürzlich zu dem Ergebnis, dass die Kenntnisse der Befragten über eine mögliche Erwerbsunfähigkeit und die Berufsunfähigkeitsversicherung sich auf einem bescheidenen Niveau bewegen.
Nur vage Vorstellungen von der Rentenhöhe
Fast die Hälfte der Studienteilnehmer, nämlich 42 Prozent, hatten gar keine Vorstellung von der Höhe der Leistungen einer gesetzlichen Erwerbsminderungsrente. 17 Prozent von ihnen erwarten 60 Prozent des zuletzt gezahlten Nettoeinkommens, 7 Prozent gehen von einer Nullnummer aus, und nur ein knappes Fünftel, nämlich 22 Prozent, entscheidet sich für einen Betrag um 900 Euro und liegt mit dieser Schätzung vollkommen richtig.
Die Höhe der staatlichen Rente bei vollständiger Erwerbsunfähigkeit können 22 Prozent der Probanden nicht einmal ungefähr angeben, und 74 Prozent wissen nichts über den Status eines Berufsanfängers im Hinblick au f Leistungen bei einer Berufsunfähigkeit. Denn diese Berufsgruppe ist meist gar nicht abgesichert, ihre Mitglieder sind im Bedarfsfall auf die Grundsicherung angewiesen.
Unwissen bei Berufsstartern, Auszubildenden und auch Studenten
Eine Frage der Studie befasste sich mit den zu erwartenden Rentenzahlungen, wenn jemand als Berufsanfänger gilt, eine Lehre absolviert oder einem Studium nachgeht. Von den Befragten gab ein knappes Drittel an, sie hätten gar keine Vorstellungen von den Leistungsansprüchen, 26 Prozent nannten das Bürgergeld bzw. Hartz IV, und 10 Prozent wählten als Antwort die Option „nichts“.
Dass ein auf die Rente Angewiesener mit 60 Prozent des Netto-Berufseinkommens rechnen könne, das er als ausgebildeter Mitarbeiter erhalten würde, meinen immerhin 7 Prozent. 4 Prozent nennen die „Eckrente“, eine Standardrente, die ein Versicherter erhält, der über 45 Jahre Beiträge eingezahlt hat, als Vergleichszahl.
Realismus statt Spekulation
Lassen Sie uns nun einen Blick auf die im Versicherungsfall tatsächlich gezahlten Leistungen werfen. Durchschnittlich betrugen die stattlichen Auszahlungen bei Erwerbsminderung im Jahr 2021 im Durchschnitt 917 Euro. Konnte der Betroffene am Tag bis zu drei Stunden am Erwerbsleben teilnehmen, konnte er 972 Euro an Leistungen erwarten. Voraussetzung ist aber, dass der Rentenempfänger vor Eintritt der Berufsunfähigkeit wenigstens fünf Jahre lang gesetzlich rentenversichert war und drei Jahre in die Pflichtversicherung eingezahlt hat (Wartezeit). Aus diesem Grund haben die oben genannten Berufsgruppen tatsächlich noch keine Rentenansprüche erworben.
Frauen haben häufiger keine private BU-Absicherung
Die geringen Kenntnisse finden ihre Entsprechung im allgemeinen Verhältnis der Deutschen zu Absicherungen. Nur etwa 11 Prozent der Probanden besaßen eine private Erwerbsunfähigkeitsversicherung, nach Geschlechtern aufgeschlüsselt galt dies für 12 Prozent der Männer und für 9 Prozent der Frauen.
Verheiratete und in einem gemeinsamen Haushalt Verpartnerte sichern sich mit 13 und 14 Prozent etwas häufiger ab. Bedeutend höher ist der Abschluss einer BU-Versicherung bei einem höheren Haushalts-Netto, denn 21 Prozent mit einem realen Einkommen über 4 500 Euro haben sich für eine private Vorsorge entschieden. Signifikante Unterschiede zwischen West- und Ostdeutschen sind nicht erkennbar, auch nicht bei Befragten mit einem Migrationshintergrund.
Höherer Informationsstand bei Besserverdienenden
Wenig überraschend, dass die Kenntnisse bei privat Unfall-Versicherten die Kenntnisse über die staatlichen Leistungen bei einer Erwerbsunfähigkeit deutlich höher sind. Die Durchschnittshöhe einer BU-Rente schätzen 28 Prozent von ihnen richtig ein, bei denen ohne private Versicherung sind es lediglich 21 Prozent. Dass ein Berufsanfänger unter widrigen Umständen sogar Bürgergeld beantragen muss, vermuten 34 Prozent aller, die eine private EM-Versicherung besitzen, nur 25 Prozent der Studienteilnehmer ohne Privatversicherung teilten diese Ansicht.
Also herrscht eine erhebliche Unsicherheit bei den Probanden über die tatsächlichen Renten-Bedingungen einer staatlichen oder privaten BU-Absicherung. Auf den Vertrieb warten somit etliche Aufgaben, um die Kenntnisse der Kundschaft auf einen akzeptablen und realistischen Stand zu heben.