Heftige Kritik am Test der BU-Versicherungen
Die Stiftung Warentest hat erneut die Berufsunfähigkeitsversicherungen auf den Prüfstand gestellt. Insgesamt 75 Tarife hat man überprüft, 58 von ihnen wurden mit „guten“ bis „sehr guten“ Ergebnissen bewertet. Anstatt sich darüber zu freuen, gehen die Versicherungen und Versicherungsmakler jetzt jedoch auf die Barrikaden. Der Test sei alles andere, als realistisch zu bewerten, hieß es.
Wo lagen die Kritikpunkte?
So kritisierten unter anderem Morgen und Morgen, ein bekanntes Versicherungsanalysehaus, dass die Anforderungen, die im Test an die Versicherungen gestellt wurden, minimal gewesen seien. Statt zu betonen, wie sinnvoll der Versicherungsschutz bis 67 Jahre sei, wäre es wichtiger gewesen, auf wesentliche Merkmale einzugehen, wie etwa die abstrakte Verweisung, die sich auch erst in der Nachprüfung herausstellen könne.
Zudem kritisierte man, dass man die BU-Tarife lediglich in vier Berufsgruppen untergliedert habe. In der Realität splitten die Versicherer die Tarife jedoch in bis zu 24 Berufsgruppen. Von den vier Berufsgruppen wurden auch nur drei in den Musterfällen untersucht. Das gäbe keinen Hinweis auf die tatsächlichen Möglichkeiten, Kosten und Co. der BU-Absicherung.
Empfehlungen sind falsch
Kritisiert wurden zudem die Empfehlungen, die die Verbraucherschützer aussprachen. Eine verringerte Laufzeit und eine abgesenkte Rente, um Beiträge zu sparen, seien keine Lösung. Auch der Verweis auf eine Erwerbsunfähigkeitsversicherung für Selbstständige ist alles andere, als sinnvoll, so die Versicherer. Diese Alternativen werden dem tatsächlichen Risiko schlicht und ergreifend nicht gerecht.
Experten weisen zudem darauf hin, dass es in einem Fall, in dem Beiträge gespart werden müssen, sinnvoller sei, auf spezielle Einsteigertarife umzusteigen. Eine Reduktion der Leistung oder der Laufzeit würde hingegen eine Finanzierungslücke bedeuten. Denn wenn die BU-Rente nur bis zum 60. Lebensjahr gezahlt wird, die gesetzliche Altersrente aber frühestens ab dem 67. Lebensjahr ausgezahlt wird, besteht in den sieben Jahren dazwischen ein Finanzierungsengpass.
Stiftung Warentest reagierte auf die Vorwürfe lapidar. Der Test solle lediglich eine Orientierung verschaffen, um geeignete Anbieter zu finden, aber keine pauschale Empfehlung darstellen, hieß es.